Studie: Bürgerbeteiligungsverfahren werden oft als »sehr unfair« empfunden

Bürgerbeteiligungsverfahren
© Rolf Schulten / PHOTON

Bürgerbeteiligungsverfahren bei Energiewendeprojekten sind dann besonders erfolgreich, wenn die Betroffenen ein hohes Maß an Verfahrensgerechtigkeit empfinden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Metastudie von Jörg Radtke vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) des Helmholtz-Zentrums für Geoforschung in Potsdam. Die Studie umfasst 129 Untersuchungen zu Beteiligungsverfahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ein hohes Maß an Verfahrensgerechtigkeit führt demnach dazu, dass Menschen mit den Ergebnissen zufriedener sind – selbst dann, wenn sie mit der Maßnahme selbst, also etwa dem Bau eines Windparks, nicht einverstanden sind. »Wichtig ist, dass sie Gehör gefunden und das Gefühl erhalten haben, dass ihre Meinung tatsächlich berücksichtigt und nicht einfach abgetan wurde.« Die überwältigende Mehrheit der untersuchten Studien zur Praxis der Beteiligung offenbarte jedoch, dass dies häufig nicht erreicht wird. Die Prozesse werden sehr oft als unfair empfunden, teilt das RIFS mit.

»Wenn wir an die Zukunft der Energiewende denken, insbesondere den weiteren Ausbau der Windkraft, Stromtrassen und neue Wärmenetze, dann wird schnell klar, wie wichtig Beteiligung ist. Denn etwa die Windkraft wird in den kommenden Jahren immer stärker an Wohngebiete heranrücken und es werden Naturräume und Gemeinden wie Kur- und Tourismusorte, die von ihrer Umgebung leben, von dem Ausbau betroffen sein«, sagt Radtke.

Da als Konsequenz mit erhöhtem Widerstand gegen den Ausbau zu rechnen ist, müsse zukünftige Beteiligung erheblich verbessert werden. Wie das aussehen kann, hat Radtke in einem Beitrag für die Zeitschrift »Renewable and Sustainable Energy Reviews« zusammengefasst. Er empfiehlt die frühzeitige Einbindung von Interessengruppen, um Vertrauen aufzubauen und Beiträge, Vorschläge und Feedback zu integrieren. Ein Beispiel hierfür ist die gezielte Ansprache von Betroffenen in der Nähe von geplanten Energie-Infrastrukturen. Auch kollaborative Formate wie Workshops und Bürgerjurys, um unterschiedliche Perspektiven zu sammeln, seien hilfreich.

© PHOTON

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