Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) sieht »Licht und Schatten“. Begrüßt wird die Übereinkunft von Union und SPD, an den Klimazielen festhalten zu wollen und erneuerbare Energien und Speicher weiter auszubauen. Auch die angestrebte Stärkung der direkten Einbindung von Unternehmen und Bürgern bei der Energiewende sei zu begrüßen. Wichtig sei auch die Zusage, die Resilienz der heimischen Produktion von EE-Komponenten stärken zu wollen. Der BSW-Solar warnt jedoch vor einem Zementieren fossiler Kraftwerkskapazitäten und vor einer Verschlechterung der Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien im Wärmesektor.
Der Berliner Think Tank Agora Energiewende begrüßt, »dass sich die künftigen Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag zur Klimaneutralität bis 2045, zum Europäischen Emissionshandel als wichtigem Instrument für den Klimaschutz und zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekennen«. Der Koalitionsvertrag sei jedoch auf kurzfristige Erfolge und Einsparungen ausgelegt und lasse eine langfristig tragende Strategie vermissen. So bedeute eine Kopplung des Erneuerbaren-Ausbaus an die Netzkapazitäten keine Kosteneinsparungen, sondern verschiebt die notwendigen Investitionen lediglich in die Zukunft. Damit riskiere die zukünftige Regierung, dass Wirtschaft und künftige Generationen die Rechnung für verpassten Klimaschutz und eine verlangsamte Industrietransformation zahlen. Mit Sorge wird auch die nun vereinbarte Subventionierung erheblicher Kapazitäten fossiler Kraftwerke gesehen: »Problematisch ist die geplante einseitige Ausschreibung von 20 GW Gas-Kraftwerkskapazitäten, statt einer Ermittlung des günstigsten Technologiemixes für Versorgungssicherheit im Wettbewerb. Mit der Option auf die Nutzung von CCS droht dies zu einer Dauersubvention für die Nutzung importierten fossilen Erdgases zu werden«.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zieht ein verheerendes Fazit zum Ergebnis der Koalitionsverhandlungen: »Obwohl Klima- und Biodiversitätskrise massiv voranschreiten, planen Union und SPD einen klimapolitischen Rückfall noch hinter den Stand der Merkel-Ära«. Die DUH kritisiert dies scharf und kündigt an, notwendige Klimaschutzmaßnahmen insbesondere in den Bereichen Gebäude und Verkehr notfalls gerichtlich durchzusetzen. Kritisiert wird auch die »Öffnung des Klimaneutralitätsziels bis 2045 für schmutzige internationale Kompensationsgeschäfte«. Damit werde das deutsche Klimaschutzziel durchlöchert. Mit dem geplanten Neubau einer 20 Gigawatt-Flotte von neuen Gaskraftwerken werde der Klimaschutz ad absurdum geführt und die Abhängigkeit von Frackinggas-Importen aus den USA und weltweit gefährlich ausgebaut. Gelobt wird die geplante stärkere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern etwa durch Energy Sharing und Mieterstrom. Auch die Bündelung aller Klimaschutzaktivitäten in einem Ministerium, nämlich dem Umweltministerium, wird als Lichtblick bewertet.
Der Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE) begrüßt »das Bekenntnis zu den nationalen und europäischen Klimazielen« sowie »die Betonung der erneuerbaren Energien als Schlüsseltechnologien«. Positiv findet der BEE, dass bei der Energiewende Wirtschaft und Verbraucher stärker zu Mitgestaltern werden sollen – unter anderem durch Entbürokratisierung, Mieterstrom, Bürgerenergie und Energy Sharing. Der BEE warnt davor, bei dem geplanten Monitoring den Strombedarf zu unterschätzen. Dies könne ebenso wenig von volkswirtschaftlichem Interesse sein wie ein Ausbau der Erneuerbaren, der sich nach dem Netzausbau richten muss. Flexibilität und Systemdienlichkeit müssen laut BEE zu Leitprinzipien des neuen Strommarkts werden, der auch die Kraftwerksstrategie umfasst. Hier begrüßt der BEE, »dass durch einen technologieoffenen und marktwirtschaftlichen Kapazitätsmechanismus ein systemdienlicher Technologiemix aus Kraftwerken und Erzeugungsanlagen (zum Beispiel Bioenergie und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)), Speichern und Flexibilitäten entstehen soll. Diese tragen auch dazu bei, dass sich Marktwerte stabilisieren und Strom aus Sonne und Wind nicht abgeschaltet werden muss«.
Aus Sicht des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) ist der Koalitionsvertrag »eine gute Arbeitsgrundlage«. Der Vertrag setze wichtige Akzente, insbesondere bei Investitionen, Planungsbeschleunigung, einer realistischen Umsetzung der Wärmewende und einer Stärkung der Klimaresilienz. Der Fokus auf Bezahlbarkeit, Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit sei wichtig für das Gelingen der Energiewende.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) sieht den Koalitionsvertrag als mögliche Basis für eine effiziente Fortführung der Energiewende: »Ein resilientes Energiesystem ist die Basis für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Es fußt auf dem Ausbau erneuerbarer Energien, steuerbarer Kapazitäten auf Grundlage von Gas und perspektivisch Wasserstoff und dem wichtigen Fokus auf Infrastruktur und Flexibilitäten. Es ist daher ein gutes Signal, dass die Koalition keine Kehrtwende bei der Energiewende macht, sondern die energiepolitische Kontinuität und einen innovationsgetriebenen Kurs Deutschlands voranbringt.« Kritisiert wird die geplante Staatsbeteiligung im Energiesektor und die Nutzung der Reservekraftwerke zur Preisdämpfung. Beim Thema Gasversorgung warnt der BDEW davor, dass Deutschland und die EU in eine Zwickmühle zwischen den USA und Russland geraten könnten.
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