Die Stromkonzerne E.on und RWE, der Verband kommunaler Unternehmen e.V. sowie mehrere Beratungsunternehmen wie die Boston Consulting Group (BGC) und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) haben sich in den letzten Tagen und Wochen für eine deutliche Verlangsamung des Ausbaus der erneuerbaren Energien ausgesprochen, um Kosten zu sparen. In einem offenen Brief an die Verhandler von Union und SPD in der Arbeitsgruppe Klima und Energie halten nun vier Ökostromanbieter dagegen. Der fortschreitende Erfolg des Erneuerbare-Energien-Ausbaus erfordere eine Weiterentwicklung der Marktregeln, aber sicher keinen »Neustart«, schreiben die Bürgerwerke, EWS Schönau, Green Planet Energy und Naturstrom.
Als »Denkfehler« bezeichnen die Unterzeichner die Forderung, den Ausbau der erneuerbaren Energien an den voraussichtlich geringer als prognostizierten Strombedarf anzupassen. Zwar sei die Stromnachfrage zuletzt tatsächlich nicht so stark gestiegen wie angenommen, dies liege aber auch an der schwächelnden Wirtschaft. Der angestrebte Aufschwung könne nur funktionieren, wenn die Energiewende als Wirtschaftsfaktor begriffen werde. Und dieser Aufschwung werde einen erhöhten Energiebedarf mit sich bringen. Die Ökoenergieversorger weisen auch darauf hin, dass eine zu langsame Elektrifizierung im Wärme- und Verkehrssektor zum Verfehlen der Klimaschutzziele führen würde, was wiederum milliardenschwere Strafzahlungen an die EU zur Folge hätte. »Nicht zuletzt deshalb sollte allseits großes Interesse an einer raschen Beschleunigung der Dekarbonisierung und damit an einem kurzfristigen Aufholen des Strombedarfs bestehen. Hinzu kommen neue Verbraucher, insbesondere der Bedarf von Rechenzentren wächst schneller als gedacht.«
Grundsätzlich sei es keine schlechte Nachricht, wenn der angestrebte Anteil von 80 Prozent Erneuerbaren bis 2030 früher erreicht würde. Jede weitere Kilowattstunde Ökostrom bedeute zusätzliche Innovation, mehr Klimaschutz und senke über den Merit-Order-Effekt den Preis an der Strombörse. Die Öko-Energieversorger verweisen zudem auf neue Nutzungsformen für Ökostrom, wie regionale Direktbelieferungsmodelle sowie Flexibilitätstechnologien von Speichern bis Power-to-Heat.
»Unser Appell lautet daher: Bauen wir auf bereits erreichten Erfolgen auf und setzen wir den Kurs der Energiewende in der kommenden Legislaturperiode konsequent fort! Statt überstürzte Einschnitte beim Ausbaupfad vorzunehmen, sollten wir auf Innovation und Markt fokussieren.«
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