In dem am 8. Mai veröffentlichten Beitrag »Herausforderung Solarspitzen« erläutert die Bundesnetzagentur (BNetzA), wie aus ihrer Sicht der weitere Zubau der Photovoltaik in Deutschland gelingen kann. Als Problem sieht die BNetzA, dass bei einer Überschreitung der Netzfrequenz von 50,2 Hz die meisten PV-Anlagen ihre Erzeugung automatisch schrittweise drosseln. Dies sei für einen stabilen Netzbetrieb »hochriskant«. Andererseits könnten PV-Anlagen, die ihren Strom auch bei fehlender Nachfrage immer weiter ins Netz einspeisen, zu einem Risiko für die Stabilität der Netzfrequenz werden. Dies betreffe vor allem Kleinanlagen mit einer Leistung von weniger als 25 Kilowatt (kW), für die keine Steuerbarkeit vorgeschrieben ist. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Netzbetreiber für Anlagen zwischen 25 und 100 kW bisher keine Methoden entwickelt haben, mit denen sie diese Anlagen tatsächlich ansteuern können. Im Ergebnis lasse sich nur ein kleiner Teil der Anlagen unter 100 kW abregeln, wenn Frequenzprobleme drohten.
Schätzungen der BNetzA zufolge ist derzeit rund die Hälfte der Solaranlagen steuerbar. Von den gut 100 GW installierter Leistung können demnach aktuell rund 50 GW aus verschiedenen Gründen nicht vom Netzbetreiber ferngesteuert werden. Welche Probleme dadurch verursacht werden können, erläutert die BNetzA anhand des Verlaufs von Stromangebot und -nachfrage am Ostersonntag 2025 (siehe Grafik). Zwischen 12 und 15 Uhr wurde die sogenannte Netzlast (inklusive Pumpspeicher) – also der gesamte aus dem Stromnetz bezogene Stromverbrauch in Deutschland – fast vollständig durch erneuerbaren Strom gedeckt. Zwischen 12 und 13 Uhr, auf dem Höhepunkt der Solarproduktion, überschritt allein die Einspeisung aus erneuerbaren Anlagen den gesamten Bedarf um mehr als ein Gigawatt. Dies war hauptsächlich auf PV-Anlagen zurückzuführen. Da zusätzlich konventionelle Kraftwerke einspeisten, lag die Gesamterzeugung insgesamt mehr als acht Gigawatt über der deutschen Netzentnahme. Diese Strommenge wurde über den Stromhandel physikalisch in die Nachbarländer exportiert. Mit wachsendem PV-Ausbau in den Nachbarländern dürfte es allerdings immer schwieriger werden, in sonnenreichen Stunden viel Strom an die deutschen Nachbarn zu verkaufen. Aufgrund des Exports konnten die Netzbetreiber die kritische Situation bisher erfolgreich beherrschen, Abschaltungen waren nicht erforderlich. Bei einer weiteren Zunahme der nicht steuerbaren PV-Einspeisung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Netzbetreiber künftig als letztes Mittel einzelne Netzbereiche vorübergehend vom Netz nehmen, um das Gesamtsystem stabil zu halten. In Frage kämen dafür vor allem ländliche Netzbereiche, die einen deutlichen PV-Einspeiseüberschuss aufweisen.

© BNetzA
Die BNetzA nennt den sogenannten »Marktbetrieb« als Lösungsansatz, der sich auch auf kleine PV-Anlagen beziehen soll. Durch die Direktvermarktung über entsprechende Dienstleister gäbe es auch für kleine Photovoltaikanlagen im privaten Bereich ökonomische Anreize, den Strom nicht mehr ungeregelt ins Netz einzuspeisen, sondern abhängig vom aktuellen Strompreis zu produzieren und einzuspeisen. In Kombination mit einem »dynamischen« Stromliefervertrag entstünde für den »Prosumer-Haushalt« die Möglichkeit, sowohl den eigenen Verbrauch als auch die Netzeinspeisung finanziell zu optimieren. Dies wird als „Marktbetrieb“ bezeichnet. Damit der Marktbetrieb massengeschäftstauglich wird, müssen zahlreiche komplexe Abwicklungsschritte laut BNetzA standardisiert und automatisiert werden. Daran arbeite die Branche mit Hochdruck, denn »der Marktbetrieb ist die einzige Option, mit der auch kleine Solaranlagen ökonomisch richtig in den Strommarkt integriert werden können. Mit dem Marktbetrieb lässt sich erreichen, dass der PV-Zubau uneingeschränkt fortgeführt werden kann, ohne dass es zu Risiken für die Versorgungssicherheit kommt.«
© PHOTON