50Hertz-CEO Kapferer: Weiterer Photovoltaik-Zubau muss sich am Netz- und Speicherausbau orientieren

Stefan Kapferer
© 50Hertz

Die sichere und kostengünstige Integration der erneuerbaren Energien in die Stromnetze ist nach Ansicht des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz die zentrale Herausforderung in der nächsten Phase der Energiewende. In den ostdeutschen Bundesländern sowie in Berlin und Hamburg – der Regelzone des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz – stammten im vergangenen Jahr 73 Prozent des verbrauchten Stroms aus Wind-, Solar- und Biomasseanlagen. »Das ist eine sehr gute Nachricht. Gleichzeitig zeichnet sich aber zunehmend eine Schieflage zu Lasten von Bezahlbarkeit und Systemstabilität ab«, sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der 50Hertz-Geschäftsführung, bei der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Berlin. »Daher sollte sich insbesondere der weitere Ausbau der Photovoltaik stärker an realistischen Annahmen zum erwarteten Stromverbrauch, am Ausbau der Stromnetzinfrastruktur und am netzdienlichen Aufbau von Speicherkapazitäten orientieren.«

Der Stromverbrauch im Netzgebiet von 50Hertz war 2024 mit 94 Terawattstunden (TWh) so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr, bedingt durch die schwache wirtschaftliche Entwicklung und die geringe Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen. Die Windenergie war mit einem Anteil von 44 Prozent die wichtigste Energiequelle, die Photovoltaik deckte rund 15 Prozent des Strombedarfs und verzeichnete einen starken Zubau von fast vier Gigawatt installierter Leistung. Gleichzeitig führten sonnenreiche Tage bei gleichzeitig geringem Stromverbrauch zunehmend zu negativen Börsenstrompreisen von bis zu minus 13,5 Cent pro Kilowattstunde. Umgekehrt gab es Ende letzten Jahres mangels Einspeisung aus Wind- und Solarenergie Tage mit extrem hohen Börsenstrompreisen von fast 94 Cent/kWh, weil es an regelbarer Kraftwerksleistung fehlte.

»Bisher konnten sowohl Solarspitzen als auch Dunkelflauten gut bewältigt werden, ohne dass es Risiken für die Systemstabilität oder die Versorgungssicherheit gab«, so Kapferer. Die hohen Preisausschläge nach oben und unten seien jedoch ein deutliches Warnsignal des Strommarktes. »Die Rahmenbedingungen bei der Erneuerbaren-Einspeisung und bei regelbaren Kraftwerkskapazitäten müssen schnell angepasst werden. Neue Kraftwerke müssen deutschlandweit an netzdienlichen Standorten gebaut werden, auch in Ostdeutschland. In der nächsten Legislaturperiode brauchen wir zudem einen Paradigmenwechsel beim weiteren Erneuerbare-Energien-Zubau: Das Prinzip »Möglichst viel, möglichst schnell und völlig ungesteuert« muss durch das Prinzip der Netzdienlichkeit ersetzt werden. Der bisherige Ansatz zur Förderung der Erneuerbaren belohnt eine möglichst hohe Strom-Einspeisung. Zukünftig sollten gezielte Anreize für einen netzdienlichen Zubau sowie eine netzdienliche Fahrweise geschaffen werden.«

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